Die Johann von Nepomuk Kapelle bei der Spitalkirche




Im Zuge der Säkularisation wurde eine Kapelle an der Spitalkirche in Jahre 1804 abgetragen. Der Vermessungsplan von 1832 weist jedoch wieder die Existenz dieser Kapelle nach. Vermutlich geht die Wiedererbauung auf eine Hochwasserkatastrophe zurück, welche am 4. März 1831 das Naabtal zu einer Seenlandschaft verwandelte. Mit einem Pegelstand von 319 cm wurde ein Stand erreicht, welcher bis zum heutigen Tag nicht mehr erreicht wurde. Selbst das Hochwasser vom 6. Februar 1909, von dem uns zahlreiche Berichte und Bilddokumente erhalten sind, konnte den Pegelstand nicht überbieten.



Die Wegkapelle selbst steht an einer der verkehrsreichsten Altstraßen der Stadt Schwandorf. Die Spitalgasse welche am Marktplatz zwischen dem Hirschenwirt und dem Gasthaus zum wilden Mann begann, zog sich in zwei scharfen Kurven - Reim - zum Spitaltor hin. Der gesamte Waren- und Personenverkehr Richtung Westen und Norden zwängt sich durch die schmale Gasse hinaus zur Naabbrücke. Gleich hinter dem Stadttor, beim Bruckzollhäusl, zweigt die erst um 1790 neu erbaute Straße nach Fronberg ab. Der Verkehr Richtung Westen polterte über die hölzerne Brücke hinüber in die Wöhrvorstadt.



An dieser Verkehrsader erbaute man gleich an der Innenseite des Spitaltores die Nepomuk-Kapelle. Sie mißt zwar nur 2,50 Meter Breite und 1,70 Meter Tiefe. Und dennoch verbirgt sich hinter ihren 4,40 Metern Höhe eine Rarität. Denn wenn sich ein Besucher die Mühe macht und mit einer Leiter auf das Dach der Kapelle steigt, kann er hinter dem Dachfenster den Grundstein des Bürgerspitals erkennen.



In der Kapelle steht seit menschengedenken eine hölzerne Statue, die den Heiligen Johann von Nepomuk darstellt. Bei seiner Restaurierung 1998 wurde festgestellt, daß das Holz aus dem Jahre 1750 stammt. Mit ihrer überlebensgroßen Darstellung und ihrer gelungenen künstlerischen Ausfertigung stellt die Figur ein einzigartiges Denkmal dar. Insbesondere auch daraufhin, daß die überwiegende Mehrzahl vergleichbarer Brückenheiliger in Stein angefertigt wurden.


Dabei drängen sich die Fragen auf: Woher stammt die Figur und wer war der Künstler? Aus welcher kunstfertigen Hand der Heilige stammt wird wohl nicht geklärt werden können, da die notwendigen Unterlagen über die Anschaffung fehlen. Auch die Herkunft der Figur liegt im Dunkeln. Dennoch gibt es hierzu eine Spur. Die Klosterkirche St. Magdalena, welche ehemals an der Klosterstraße in der Nähe des Gasthauses Mehrl stand, war bekannterweise fast so groß wie seinerzeit die Pfarrkirche St. Jakob, doch in ihrer Ausstattung bedeutend prunkvoller. Die großzügigen Spenden aus der Niederlassung auf dem Kreuzberg hatten dies ermöglicht.



Als nun 1804 im Zuge der Säkularisation die Patres der Kapuziner ihr Kloster verlassen mußten, wurde eine Inventarliste angefertigt. Sie enthält unter der Rubrik „in der Kirch“ eine Johann von Nepomuk Statue. Bei der Versteigerung aller Mobilien, in der Zeit vom 8. bis 14 November 1804, kam die Figur in den Besitz der Küferin Magdalena Keil. Die neue Besitzerin wird die Figur wohl zunächst in ihrem Haus in der Breite Straße 3 aufgestellt haben. Doch als die Küferin in den Austrag ging, stellte die Größe der Statue ein Problem dar. Es ist daher nicht auszuschließen, daß die 85jährige Witwe Magdalena Keil kurz vor ihrem Tod am 30. Mai 1833 die Figur in das Bürgerspital stiftete.


Bei der Außensanierung der exsekrierten Spitalkirche wurden zunächst die Grundmauern der Nepomuk-Kapelle aufwändig saniert. Dann aber, am 7. September 2004, ist die Kapelle völlig überraschend vollständig abgebrochen worden. Eine Anfrage bei Stadt Schwandorf, als Eigentümerin, über Grund und Ursache des Abbruchs, blieb ohne Antwort.


Seitdem steht die Johann von Nepomuk Statue, seiner Kapelle beraubt, im Stadtmuseum.