Am 5. Januar 1999 gedachte die Stadt Schwandorf in einem Festakt dem
Rudolfinum. An diesem Tag waren es genau 700 Jahre, daß Pfalzgraf
Rudolf dem Markt Schwandorf die Rechte und Freiheiten vergleichbar einer
Stadt verlieh. Dieser Rechtsakt war damals ein weiterer Meilenstein in
einer steilen wirtschaftlichen Entwicklung unseres Ortes.
Dem stetigen Anstieg der Bevölkerungszahl war die ehemalige Burgkapelle,
welche im Urbar von 1285 erstmals erwähnt und 1526 als "St. Johann
Baptist im Friedhof" bezeichnet wurde, bald nicht mehr gewachsen. (Später
ging die Kapelle unter dem Namen St. Anna in die Geschichte ein.)
So entschloß man sich nur wenige Meter neben der Burgkapelle
eine neue Kirche zu Ehren von St. Jakobus dem Älteren zu errichten.
Das neue Gotteshaus hatte eine Grundfläche von ca. 16 mal 11 Meter
und wurde dem Geschmack der Zeit entsprechend im gotischen Stil erstellt.
Den Schußstein für diesen Bau legte man im Jahre 1400, also
vor 600 Jahren. Leider hat der Chronist nicht das genaue Datum angegeben,
darum wollen wir am Kirchweihfest dem Ereignis der Bauvollendung gedenken.
Aber auch die neue Kirche konnte bald nicht mehr alle Gläubigen aufnehmen. Größere Geldausgaben der Kirchenverwaltung lassen uns eine erste Erweiterung auf das Jahr 1470 datieren. 1483 wurde der bisher völlig freistehende Bergfried der ehemaligen Burg als Kirchturm verwendet. Ein weiterer Anbau an das Langhaus erfolgte von 1866 bis 1872. Die Kirche hat jetzt eine Gesamtlänge von 49,5 Meter. Mit der Neugestaltung des Kirchturms, 1913, der nun eine Höhe von 48,97 Meter mißt, erreichte unsere Kirche das heutige Ausmaß.
Der ursprüngliche polygonal abgeschlossene gotische Bau dient nun als Apsis. Die äußeren Strebepfeiler haben ihre Funktion verloren, sind aber zurückzuführen auf ein ehemaliges gotisches Netzgewölbe, das sie zu tragen hatten. Das derzeitige Tonnengewölbe mit Stuckrippen ruht auf der Außenmauer. Die Maßwerkformen der sechs Fenster im Chor deuten auf das 14. Jahrhundert. An der Nordseite der Apsis wurde 1678 eine neue Sakristei angebaut worauf sich die Freiherren von Rußwurm auf Ettmannsdorf ein Oratorium errichten ließen. Bei den Restaurierungsmaßnahmen von 1983 entdeckte man hier Reste des ursprünglichen Kirchturms.
Ludwig Weingärtner