Die Communbraugesellschaft unter der Mitarbeit von Ludwig Weingärtner (geb. 5.3.1898 gest. 14.2.1956)


Auf der Tagesordnung der Generalversammlung am 12.4.1922 stand die Neuwahl für den ausscheidenden Ausschuss. Nachdem der Vorstand Josef Groher und der Kassier Josef Söllner ihre Ämter niederlegten, schritt man auch hier zur Neuwahl. Der Schneidermeister Paul Eichinger ging mit 17 Stimmen als Vorstand und der Kaminkehrer Josef Herrmann mit 14 Stimmen als Kassier hervor. Zu Ausschussmitgliedern wurden berufen: Ludwig Weingärtner mit der selben Stimmenzahl wie der Vorstand, Georg Straßer mit 14 Stimmen und Eugen Wurm mit 10 Stimmen.1


Nach fast sieben Jahren übernahm erneut ein Weingärtner-Sohn Verantwortung gegenüber der Communbraugesellschaft. Er folgte seinem Bruder Josef, der 1915 durch Tod aus dem Amt des Vorstandes ausschied.


In diesen sieben Jahren veränderte sich die Braugesellschaft gründlich. Während des 1. Weltkrieges verzichteten immer mehr Mitglieder auf die Ausübung ihres Braurechts. Ludwig Weingärtner war es, der 1921 als letzter sein eigenes Bier braute. Danach wurde der Betrieb endgültig eingestellt. 2 Das Explosionsunglück von 1919 hinterließ bei den frisch renovierten Gebäude seine Spuren. Zur Entschädigung dafür wies der Kassenbestand einen Betrag von 3.258,32 Mark aus. Finanziell gelten die Verhältnisse als geordnet. Der Bericht des ausgeschiedenen Kassiers Söllner schließt mit einem Gesamtbetrag von 5.813 Mark. Die Schulden aus früheren Bauvorhaben waren alle getilgt. 3


Welcher Zukunft die Gesellschaft entgegensteuerte war hingegen sehr ungewiss. Mehrere Anträge lagen der Versammlung vor. Soll die Einrichtung verkauft werden oder nicht? Soll man die Gebäude verkaufen oder verpachten? Die Abstimmung hierüber ergab keine Mehrheit.4


Nun begann ein hektisches, noch nie dagewesenes Treiben. Innerhalb weniger Tage wurden mehrere Ausschusssitzungen und außerordentliche Generalversammlungen einberufen. Der Weg zu einer Einigung gestaltet sich schwierig und umständlich.


Zunächst wollte man das Brauhaus nebst Einrichtung an einen Brauer verpachten. Die Versammlung verfolgte das Ziel, die Brauerei nicht völlig aufzugeben, um die Möglichkeit offen zu halten, das Gewerbe eines Tages in herkömmlicher Form fortzusetzen. Die Pacht betrug 7.000 Mark jährlich, der Mieter sollte auch für die notwendigen Reparaturen des Daches und des Giebels am Brauhaus aufkommen. 5 Doch unter diesen Bedingungen fand sich so schnell kein Pächter.


Für diesen Fall vereinbarten die Mitglieder den Verkauf der Einrichtung. Der Rost nagte bereits an den Gegenständen und bevor sie völlig unbrauchbar sind, sollen sie verkauft werden. In der Ausschusssitzung stimmte Ludwig Weingärtner als Einziger gegen diesen Vorschlag, 6 die außerordentliche Generalversammlung genehmigte mit 33 zu 9 Stimmen den Verkauf. 7


Lediglich über die Art des Verkaufes gab es noch Unstimmigkeiten. Einige befürworteten den gesamten Verkauf an eine Person, andere bevorzugten die Versteigerung aller Gegenstände im Einzelnen. Nach längerer Diskussion erhielt die Firma Hintner, München, den Zuschlag für den Kauf der Einrichtung. Der Kaufpreis betrug 86.000 Mark ohne Transmission, Motor, Aufzug, Riemen und zwei Wägen. 8


Diese kleineren Inventarien wurden gesondert verkauft. Die Wägen erstand Herr Meiller für 5.200 Mark. Einen Teil der Riemen kaufte Simon Hölzl von Krondorf für 800 Mark. Weitere Riemen sowie der Motor wechselten für 28.000 Mark den Besitzer. Dessen Name war Lichtinger. Ein nicht näher bezeichnetes Inventar kaufte Herr Wurm für 310 Mark sowie einen Biertank und Riemen für 1.490 Mark. Zwei Fuhrfässer für 1.000 Mark erwarb Peter Schuster, 9 Georg Schuierer erstand einen Motor mit Zubehör für 30.000 Mark. 10


Auch Gebäudeteile wurden verkauft. So erstand Kilian Forster den Kamin des alten und neuen Brauhauses für 1.000 Mark. Der Vorstand Eichinger fand Verwendung für zwei Stufen und bezahlte hierfür 25 Mark. 11


Bevor dieses Ausschlachten des Brauhauses beginnen konnte, galt es noch mehrere Anträge für den Verkauf des Gesamtvermögens zu bewältigen. Darunter auch die Versteigerung durch das Amtsgericht. Die außerordentliche Generalversammlung vom 5.8.1922 sprach sich mit 29 zu 4 Anteilen = Stimmen dafür aus. Das Nein der namentlichen Abstimmung kam von den Mitgliedern Buchmann, Steiner, Fischer und Beck. 12 Unmittelbar nach Beschlussfassung bemühte sich der Vorstand um einen Versteigerungstermin. Er erkundigte sich auch über das Verfahren und die entstehenden Kosten. Die darauffolgende Ausschusssitzung vom 10.5.1922 beschloss die Versteigerung wegen der enormen Gerichtsgebühren nicht durchzuführen. Da jedoch die Generalversammlung den Versteigerungsbeschluss gefasst hatte, mussten nun alle Mitglieder ihre Unterschrift leisten, um diesen Beschluss wieder aufzuheben. 13 In der Zeit vom 10. bis 27. Mai 1922 besuchte der Vorstand alle Rechtler um ihre Zustimmung zu erwirken. 14 Der Weg für den Verkauf der Einrichtung, wie bereits oben beschrieben 15, war geebnet. Der Abbruch begann am 29.5.1922.


Bei einem Vergleich dieser Daten kommt man zu dem Ergebnis, daß innerhalb von nur 19 Tagen die Gesellschaft zwei völlig entgegengesetzte Beschlüsse fasste. Welch Große, teils Sachliche und auch unkundige Diskussion bei den Miteigentümern geführt wurde, ist daraus zu erkennen. Der Vorstand und seine Ausschussmitglieder hatten dabei wohl eine enorme Aufklärungsarbeit zu leisten. Hierbei ging es nicht immer mit freundlichen Worten zu. Herr Prechtl beleidigte den Vorstand. Das gerichtliche Verfahren verursachte Kosten von 50 Mark. 16


Ruhe kehrte erst ein, als die nun leeren Bräuhäuser an die Firma Bayerische Waldfruchtverwertung für 10.000 Mark jährlich verpachtet wurden. Dieser Mietvertrag kam allerdings auch erst nach einer längeren Aussprache zustande. 17


Das Mulzgebäude teilte zunächst auch das Schicksal mit den Bräuhäusern. Nach der öffentlichen Bekanntgabe des Verkaufs der Mulz gingen 50 Angebote ein. In die engeren Wahl zog man die Angebote von Herrn Scherl und der Firma Hintner. Für 200.000 Mark erfolgte der Verkauf der Mulz auf Abbruch an diese Firma. Das Grundstück gehörte nicht zum Verkaufsobjekt. 18 Der so von allen Gebäuden befreite Mulzplatz wurde im Januar 1923 an die Firma Fröhler & Söllner um 11.000 Mark jährlich verpachtet. Diese Firma galt als eine Notlösung, da in letzter Minute die Firma Schaumberger & Stöckl von ihrem Pachtangebot zurück trat. 19


Die geringsten Sorgen bereitete der Felsenkeller. Er lag unter dem Anwesen Bergstraße 46. 20 1922 pachtete ihn ein Herr Meier für jährlich 70 Mark. 21 1923 kostet der Mietzins 6 Milliarden Mark. Ab 1926 wird als Pächter Georg Hutter mit einem Zins von 5 Mark jährlich geführt. 22


Durch die zahlreichen Veräußerungen stieg der Kassenbestand stetig. 1922 schüttete die Gesellschaft zweimal eine Dividende an ihre Mitglieder aus. Sie betrug zunächst 4.000 Mark für jedes Recht 23 zu Weihnachten erhielt jeder Rechtler nochmals 800 Mark. 24 Die Auszahlung der Gelder verursachte jedoch Kopfzerbrechen. Einige Mitglieder kümmerten sich seit Jahren nicht mehr um die Gesellschaft. Mehrere Rechte sind verkauft worden. Daher benötigte es umfangreiche Ermittlungen um die rechtmäßigen Empfänger der Dividenden festzustellen.


Mit dem zu Ende gegangenen Jahr 1922 gilt die Umstrukturierung der Braugesellschaft in eine Vermietungsgesellschaft als abgeschlossen. Alle Liegenschaften waren verpachtet und die Weichen für die Zukunft gestellt. Doch die wirtschaftlichen Ereignisse jener Tage blieben nicht ohne Auswirkung. Bedingt durch die Inflation sah sich der Vorstand gezwungen die Pachtpreise anzuheben. Diese Lösung brachte keinen Erfolg. Im März 1923 beschlossen die Ausschussmitglieder den Pachtpreis an den Dollar anzulehnen. 25


Am 18.11.1923, während einer außerordentlichen Generalversammlung im Pfleghof, legte der Kassier Herrmann sein Amt nieder. Einstimmig ging Ludwig Weingärtner aus der anschließenden Neuwahl hervor. Für ihn folgte Anton Stöckl in den Ausschuss. 26 Die übernommene Kasse wies einen Bestand von 215 Milliarden Mark aus. Neben der Verwaltung der Gelder gehörte es zur Aufgabe des Kassiers die Bücher zu führen. Alle von jetzt ab erhaltenen Sitzungsprotokolle wurden von Ludwig Weingärtner handschriftlich gefertigt und unterschrieben.


Wegen der unsicheren Währungsverhältnisse folgte erneut eine Neufestlegung der Pachtpreise. Die Forderung lautete 5 Goldmark für den Mulzplatz und 10 Goldmark für die Brauhäuser. 27 Die Konservenfabrik Bayerwald weigerte sich diesen Pachtpreis zu zahlen. 28 Die Gesellschaft antwortete darauf mit der Kündigung des Mietvertrages.


Erneut gab es Stimmen, die nun wieder frei gewordenen Gebäude dem Verkauf feil zu bieten. Das Zeitungsinserat pries daher an: „Die beiden Communbrauhäuser zu verpachten oder zu verkaufen.“ 29 Ein daraufhin eingegangenes Angebot eines Herrn Fischer schien verlockend, aber dieser galt als zahlungsunfähig. Der Mietvertrag wurde dann mit der Firma Jäger & Stöckl, über 50 Mark bei monatlicher Kündigung geschlossen.


Nach 13-monatiger Amtszeit legte auch Ludwig Weingärtner sein Amt nieder. Alois Reiner folgte ihm nach. Die Revision der Kassenbücher ergab keine Beanstandungen. 30


Das Ausscheiden aus der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bedeutete für Ludwig Weingärtner nicht den Verzicht auf weitere Mitarbeit. Eifrig besuchte er die Versammlungen und gebrauchte sein Rederecht als Miteigentümer. 31 1928 erarbeitete die Vorstandschaft gemeinsam mit dem Bürgermeister Lampart neue Statuten. Bei der Abstimmung votierten Ludwig Weingärtner und Josef Groher dagegen. 32


Während der auflösenden Generalversammlung, am 14.12.1935, im Hotel Kloster, stimmte Ludwig Weingärtner gegen den Verkauf. Auch der Höhe des Verkaufspreises von 200 Reichsmark je Anteil widersprach er. Seine Meinung teilten nur noch die Mitglieder Pfannenstiel und Josef Beck. Alle übrigen befürworteten den Verkauf an die Stadt Schwandorf. 33

1Protokoll vom 12.4.1922, es waren 24 Wahlberechtigte anwesend.

2Kassenabrechnungen von 1921

3Protokoll vom 14.2.1922

4Protokoll vom 12.4.1922

5Protokoll vom 23.4.1922

6Protokoll vom 19.4.1922

7Protokoll vom 30.4.1922

8Protokoll vom 27.5.1922

9Protokoll vom 3.7.1922

10Protokoll vom 7.8.1922

11Protokoll vom 13.6.1922

12Protokoll vom 8.5.1922

13Protokoll vom 10.5.1922

14Protokoll ohne Datum

15Protokoll vom 27.5.1922

16Protokoll vom 3.7.1922

17Protokoll vom 7.8.1922

18Protokoll vom 27.5.1922

19Protokoll vom 10.1.1923

20Spitzwegstraße 46, PlNr. 113

21Kassenbuch 1922

22Kassenbücher 1923 - 1926

23Protokoll vom 7.8.1922,

24Protokoll vom 17.12.1922

25Protokoll vom 28.3.1923

26Protokoll vom 18.11.1923

27Protokoll vom 18.11.1923

28Protokoll vom 15.1.1924

29Protokoll vom 20.5.1924

30Protokoll vom 14.12.1924

31Anwesenheitslisten

32Protokoll vom 30.11.1928

33Protokoll vom 5.12.1935