Die Communbraugesellschaft unter der Vorstandschaft des Josef Weingärtner

geb. 25.10.1884, gest. 23.8.1915

Nachdem der bisherige Vorstand Andreas Schaumberger während der Generalversammlung der Communbraugesellschaft am 24.9.1911 sein Amt niederlegte, wählten die 29 erschienenen Brauberechtigten, mittels Wahlzettel, mit 19 Ja-Stimmen Josef Weingärtner zum Nachfolger (1).

Zum zweiten Mal im 20. Jahrhundert sollte damit ein Sohn aus dem Hause Dobmeier Verantwortung gegenüber der Gesellschaft übernehmen. Denn 1907 war sein Vater, Franz Josef Weingärtner, durch Tod aus dem Amt des Kassiers ausgeschieden. (2)

Der neue Vorstand übernahm sein Amt unter gravierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, da immer mehr Brauberechtigte auf die Ausübung ihres Rechtes verzichteten und damit die Einnahmen der Gesellschaft geringer wurden.

Trotz dieser ungünstigen Ausgangsposition hat Josef Weingärtner all seine Kraft eingesetzt, um den Betrieb zu renovieren und zu modernisieren. Unter seiner Vorstandschaft entwickelte sich eine rege Bautätigkeit.

Das Mitglied Eisenhardt wurde mit dem Umbau des Sudwerkes und der Aufstellung eines neuen Läuterbottichs mit Vorwärmer beauftragt. (3) Die Kosten dafür betrugen 5.441 Mark laut Kostenvoranschlag und laut Rechnung 7.019 Mark. Bezahlt wurden jedoch nur 6.900 Mark. (4) Finanziert werden sollte dieser Umbau durch eine Darlehensaufnahme von Georg Eisenhardt. Gleichzeitig wurde das Kesselgeld von 18 Mark auf 30 Mark angepasst und die Erhöhung sollte so lange beibehalten werden, bis die Schuld abgetragen sei. (5)

1912 entschloß man sich das elektrische Licht weiter auszubauen. Diese Bauarbeiten führte von Hans Kirndorfer für 68 Mark aus. (6) Ferner wurde beschlossen eine Dunsthaube über den Maischbottich einzubauen. Zu diesen großen Renovierungsarbeiten an den Gerätschaften gesellten sich noch etliche kleinere Kosten, z.B. der Einbau eines Geländers und eine neue Leiter. (7)

Neben der Erneuerung der Einrichtung begann man mit Bauarbeiten an den Gebäuden. Da das Geschäft rückläufig war, beschloß die Generalversammlung der Anteilsberechtigten sich von den entbehrlich gewordenen Mulzgebäuden zu trennen. Die Kosten für den Unterhalt dieser Gebäude sollte damit eingespart werden. Eine weitere Verwendung für die Steine der abgebrochenen Gebäude brachte der Ausbau des Sudkessels im Brauhaus. (8) Zum Gesamtumbau der beiden Brauhäuser zählten insbesondere auch Arbeiten am stark beschädigten Giebel. Die Fenster im Gebäude wurden vergrößert um eine bessere Zugluft für die Kühlung des Bieres zu erreichen. (9)

Den Abschluß der Bauarbeiten bildete das Dach des verbliebenen Mulzgebäudes; es wurde umgelegt. Zuletzt hielt der Maler Einzug. Die Wände des Brauhauses und des Bräustüberls, der Mulz und des Mulzstüberls wurden getüncht. (10) Vom Mitglied Josef Groher wurde noch ein hölzerner Deckel über den Maischbottich sowie vier neue Fensterläden angeschafft. (11)

Während der Vorstandschaft von Josef Weingärtner hatte man auch seine liebe Not mit den Errungenschaften der neuen Zeit. Mehrmals gab es Anlaß die Qualität des Leitungswassers zu bemängeln. Die Generalversammlung beauftragte den Vorstand das Wasser prüfen zu lassen, ob es für weitere Bräuungen geeignet wäre. Sollte dies nicht der Fall sein, so wurde der Vorstand ermächtigt, eventuell einen neuen Brunnen herstellen zu lassen. (12) Nach den erhaltenen Rechnungsbelegen wurde das Leitungswasser weiter verwendet. Der Kassier bezahlte 1912 für insgesamt 792 m³ Wasser mit je 20 Pfennig. (13) Das Kassenbuch verzeichnet gleichzeitig Einnahmen für 77 Sud Bier. Somit treffen pro Sud durchschnittlich 10 m³ Wasser für das gebraute Bier, dessen Kühlung und Reinigung der Geräte. Die Verantwortlichen konnten die Augen vor der Zukunft nicht verschießen. So entschied z.B. die Gesellschaft für die Einrichtung eine Mobiliarversicherung abzuschließen. Auch wurden die beiden Bräuhäuser und die Mulz in eine Haftpflichtversicherung aufgenommen. (14)

In der Generalversammlung vom 24. Januar 1915 mußte der Vorstand den Rückgang der Geschäfte beklagen. Ursache war der Kriegsausbruch vom 2.8.1914. Da Josef Weingärtner bereits mit Wirkung vom 2.2.1915 zu den Waffen gerufen wurde, entschied die Versammlung einen provisorischen Vorstand zu wählen. Dieser Vorstand sollte die Geschäfte solange führen, bis Josef Weingärtner aus den Krieg zurückkehre. Das Vertrauen hierfür wurde dem Bäckermeister Josef Scherl ausgesprochen. (15)

Nach 3 ½ jähriger Amtszeit konnte Josef Weingärtner Bilanz ziehen über seine bisherige Tätigkeit. Während dieser Zeit hat er insgesamt vier Generalversammlungen geleitet und wurde einmal als Vorstand einstimmig wiedergewählt. Zu seiner Seite standen als Kassier der Wagnermeister Josef Thurn, der 1912 von Josef Söllner abgelöst wurde. Als Ausschußmitglieder wurden in dieser Zeit tätig: der Spengler Josef Eisenhardt, der Metzger Johann Sechser, der Kaufmann Josef Roidl und der Kaminkehrer Josef Herrmann. Auch wurde fremdes Personal beschäftigt. Laut Lohnliste vom 9.3.1914 waren es drei männliche und eine weibiche Person.

Das Schicksal wollte es, daß Josef Weingärtner nicht mehr heimkehrte. Während der Versammlung vom 7.5.1916, bei der seine Witwe Marie als neue Anteilsberechtigte unterschrieb, gedachte der provisorische Vorstand Josef Scherl seines auf dem Felde der Ehre gebliebenen Vorgängers, in einem ehrenden Nachruf. Die anwesenden Gäste hatten sich hierzu von ihren Sitzen erhoben.

Anschließend wählte die versammelte Gesellschaft Josef Scherl zum neuen ordentlichen Vorstand. (16)

Nachfolgende Aufstellung wurde aus den Kassenabrechnungen der Jahre 1912 bis 1921 angefertigt. Die Zahlen sind die Summe aller Sude an Sommer- und Winterbier des jeweiligen Rechtlers im betreffenden Jahr. Bezahlt wurde an Kesselgeld für jeden Sud 30 Mark und 3,13 Mark Wassergeld.
 
  1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921
Groher 12 12 13 5,5 2 3        
Schaumberger 4 5 4 4 0,5          
Zwick 7 7 6 4 1          
Bierler 5 4,5 6 7 3 1        
Beck 2 1,5 3 2 1 2,5        
Weingärtner 13 11 12 10,5 10 13 6 10 6 5
Scherl 6,5 8 8 6 6 10        
Söllner 10 7 10 6 2 2        
Meyer 7 5 4 4,5 4,5 7,5 3   3  
Sechser   2,5 1,5 2   1,5        
Roidl 5,5 3                
Stöckl 5                  

1. Protokoll vom 24.9.1911
2. Protokoll vom 11.8.1907
3. Protokoll vom 14.1.1912
4. Protokoll vom 10.11.1912
5. Protokoll vom 14.1.1912
6. Protokoll vom 4.1.1913
7. Protokoll vom 9.3.1914
8. Protokoll vom 14.12.1913
9. Protokoll vom 14.12.1913
10. Protokoll vom 10.5.1914
11. Protokoll vom 10.5.1914
12. Protokoll vom 9.3.1914
13. Kassenabrechnungsbuch 1912
14. Protokoll vom 14.12.1913
15. Protokoll vom 24.1.1915
16. Protokoll vom 7.5.1916

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