Das Färberhaus in der Breite Straße zu Schwandorf

Nach einer langen Phase des Planens und Forschens wird seit Juli 1996 (1) das Gebäude Breite Straße 23 (2) einer grundlegenden Restaurierung unterzogen.

Die Untersuchung der Bausubstanz schloß mit dem Ergebnis: Der Kern des Gebäudes stammt aus dem 16. Jahrhundert, der Dachstuhl ist mit dem Jahr 1559 datiert. (3) Die Kellergewölbe und das Haus wurden aus Sandsteinquadern und Bruchsandstein hergestellt. Nach Farbe und Bänderung entspricht der Stein dem Sandsteinvorkommen am Schwandorfer Berg. [Holzberg und Weinberg] Die nördliche Fassade ziert ein neunstufiger Treppengiebel mit Zinnendachziegeldeckung. Die Südseite schließt ein Schopfwalmdach ab. (4) Im Inneren dominiert eine steinerne Rauchkuchl mit offenem Kamin im 1. Obergeschoß. Die Kuchl erstreckt sich vom Erdgeschoß bis zum Dach. Um den in der Mitte des Hauses erstellten Kaminbau sind die übrigen Räume windflügelartig angeordnet. Die Räume im Hauptgebäude werden durch flache Holzdecken abgeschlossen. Der Anbau besitzt im Erdgeschoß verschiedene Steingewölbe. Die Wände im Obergeschoß des Anbaues sind aus Fachwerk errichtet und sind durch eine inzwischen zugemauerte Altane verbunden.

Die Lage in der Stadt

Mit Sicherheit stand vor Beginn des Neubaues an dieser Stelle bereits ein Gebäude. Die älteste Ansiedlung der Stadt Schwandorf ist im Kreuzungsbereich der Breite Straße - Ettmannsdorfer Straße und Brauhausstraße zu suchen. In diesem Gebiet befanden sich die beiden Mühlen, die Furt durch das Naabwasser zum anderen Ufer und die Statto Navalis (Schiffsanlegestelle). (5) Die insgesamt 210 Meter lange Breite Straße erreicht zwischen den beiden Häusern Nummer 18 und 21 ihre größte Breite. (6) Diese Stelle darf als ursprünglicher Schrannenplatz bezeichnet werden. Er entstand, lange bevor der heutige Marktplatz angelegt wurde. (7)

In der Frühzeit der Siedlungsgeschichte wurden mit Sicherheit hölzerne Gebäude um diesen Schrannenplatz errichtet. Am 14. August 1504 sank die Stadt Schwandorf durch den Brand während des Landshuter Erbfolgekrieges in Schutt und Asche. (8) Auch der Schrannenplatz wurde ein Raub der Flammen.

Ob in der Folgezeit bereits mit dem Bau eines steinernen Hauses begonnen worden ist, liegt im Dunkel der Geschichte. Angesichts der Wohnungsnot jener Tage ist es allerdings wahrscheinlicher, daß zunächst ein Holzhaus an dieser Stelle entstand. Die kürzere Lebensdauer solcher Gebäude gab wohl den Anlaß bereits fünf Jahrzehnte später mit dem Bau eines Hauses aus Bruchsteinen zu beginnen. Ein Höhepunkt der Bauarbeiten wurde um 1559 mit dem Richtfest erreicht.

Der Name des Bauherrn ist uns nicht überliefert. Doch dürfte es sich um einen wohlhabenden Mann gehandelt haben, da das Gebäude in seiner Größe und Höhe alle übrigen Häuser in der Breite Straße überragte. (9)

Der Beruf und die Zunft der Färber

Der Färberberuf war verhältnismäßig selten. In Schwandorf gab es nur zwei dieser Handwerker. (10) Das zweite Färberhaus stand in der Wöhrvorstadt. (11) Nach einer Gewerbestatistik für Südbayern deckte ein Färber den Bedarf für rund 1.000 Einwohner. (12) Da die Stadt 1768 erst 1.294 Einwohner zählte (13), versorgten die beiden die Bevölkerung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die Tuchmacher und Leinweber brachten ihre Produkte hierher. In Holzbottichen wurden die Stoffe in die Farblösung getaucht und zur Erzielung einer gleichmäßigen Durchfärbung in steter Bewegung gehalten, das man "zwernen" nannte. (14) Die Farbe bestand meist aus pflanzlichen aber auch aus tierischen und mineralischen Grundstoffen. Dabei drangen die Farbstoffe entweder durch Beizen in die Fasern ein oder wurden durch Oxydation an der Luft auf der Faser entwickelt und fixiert. Für diese Vorgänge benötigte der Färber viel Wasser und einen großen Speicher zum Trocknen der Stoffe.

Einen Blick auf die Färberzunft erlaubt uns die Trauung vom 23.4.1635. (15) Nikolaus Haidwek, der verwitwete Färber, stand mit seiner Braut, der [Schwarz]färberswitwe Katharina Dolhopf vor dem Traualtar. Als Zeuge trat der Färber Ulrich Hammerschmid auf. Leider ist wegen fehlender Unterlagen eine Zuordnung der Personen zu einem bestimmten Gebäude noch nicht zweifelsfrei möglich. Erst die Trauung am 17.11.1665 erlaubt eine nähere Bestimmung. Urban Pertold, der Sohn des Müllers, erscheint als Trauzeuge und gibt den Beruf Schwarzfärber an. Die Familie Pertold ist aus anderen Urkunden, jedoch nicht als Färberfamilie, bekannt. Vielmehr übte sie mehrere Jahrhunderte lang das Müllerhandwerk aus und zudem verband sie verwandtschaftliche Beziehungen mit allen Mühlenanwesen in und um die Stadt Schwandorf. Daher zählt die Baulichkeit an der Breite Straße wohl kaum zum althergebrachten Besitz der Pertolds. Es ist anzunehmen, daß ein nachgeborener Sohn der Familie in dem Haus eine ebenbürtige Braut fand und das Handwerk des Schwiegervaters annahm.

Die ersten bekannten Besitzer

Am 6.8.1674 bringt die Eheschließung zwischen Johann Pertold, von Beruf Färber, und der Braut Anna Schieber, Weißgerberstochter aus Oberviechtach, Licht in die Eigentumsverhältnisse. Die Ehegatten zahlten Abgaben von ihren landwirtschaftlichen Grund an die Pfarrkirche St. Jakob. (16) Der Grundzins für das Gebäude wurde hingegen an das Kloster Reichenbach bezahlt.

Der Sohn aus der Ehe Johann und Anna Pertold, Johann Vitus Pertold, wie der Vater ebenfalls Färber, heiratete am 19.7.1707 die Schwanenwirtstochter Maria Barbara Lorenz. 15 Jahre später, 1722, trat sie als Färberswitwe erneut vor den Altar und nahm Johann Georg Giglleitner, einen Färber vom Schroppenguth zu Bramb, zum Ehemann. Aus dieser zweiten Ehe sind drei Kinder bekannt. Die erstgeborene Tochter hatte eine Patin aus Kürchdorf in Oberösterreich. Dies gibt Anlaß zur Vermutung, daß ihr Vater, ein weitgereister Mann, in Schwandorf auf der Walz hängengeblieben war.

In der Steuerbeschreibung von 1727 (17) erklärte Georg Giglleithner: "Das Haus liegt zwischen Tretter und Meyer, dazu gehört ein Stadl und Stall, Felder und Wiesen, Weiher und ein Felsenkeller an Hubers Haus." Der Steuerwert wurde mit 300 Florin festgesetzt. Dieser Vergleichswert befindet sich im oberen Drittel. Die höchste Steuer wurde vom Bärenwirt (Marktplatz 32) mit 450 Florin entrichtet.

Auch Johann Georg Giglleitner schloß nach dem Tode seiner Frau eine zweite Ehe. Die Auserwählte, Margarethe Pertold, die Tochter des Urban Pertold, Müller auf der Stegmühle bei Klardorf, führte er am 17.11.1739 zum Altar. Aus der Ehe gingen fünf weitere Kinder hervor. Der gestiegene Raumbedarf veranlaßte den Vater 1749 einen südlichen Anbau zum Haus zu errichten. (18) Bald nach seiner Fertigstellung berief der Gevatter Tod den Bauherrn in die Ewigkeit ab.

Die Erbansprüche der Kinder führten wohl zum Verkauf des Hauses. Denn als nach sechs Jahren Witwenstand Margarethe Giglleithner, begleitet von ihren fünf eigenen Kindern und den drei Stiefkindern, am 4.8.1759 den Färberssohn Michael Spitzl aus Türschenreith heiratete, erschien das Brautpaar als Eigentümer des Anwesens Friedrich-Ebert-Straße 4. (19)

Als neue Inhaber des Gebäudes an der Breite Straße werden in den Steuerbüchern Wolfgang Glöckl und Ehefrau Maria Anna geb. Holzbogen genannt. Die Familie mußte von auswärts zugezogen sein, denn der Name erscheint hier erstmals in den Urkunden für Schwandorf. Leider ist der bisherige Wohnort nicht überliefert. Auch die Geburtseintragungen der acht hier geborenen Kinder bringen keinen Aufschluß über die Herkunft. Lange konnten sich die Glöckls nicht am neuen Haus erfreuen. 1777 wurde Johann Wolfgang Glöckl zu Grabe getragen. Drei Jahre später folgte ihm seine Frau. Eine Erbengemeinschaft, bestehend aus fünf noch unversorgten Kindern, wurde im Mai 1781 als neue Eigentümerin in die Steuerliste aufgenommen.

Klarheit über die Besitzverhältnisse (20) bringt der Ehe- und Erbauseinandersetzungsvertrag vom 23.11.1781. Die Tochter Barbara Glöckl übernahm von ihren Geschwistern das Anwesen und übereignete es gleichzeitig an ihren Bräutigam Michael Spitzl, einen Sohn der früheren Besitzer.

Weitere acht Monate später, am 3.8.1782 tauscht Michael Spitzl jun. sein Haus Breite Straße 23 gegen das Haus Friedrich-Ebert-Str 4. Michael Spitzl sen. und seine Frau Margarethe geb. Pertold kehrten in ihr ehemaliges Haus zurück. Im Tauschvertrag wird das Anwesen jetzt wie folgt beschrieben: "Ein gemauertes Haus mit Stallung und halbgemauertem Stadl, Färbergerechtigkeit und ein Felsenkeller am Berg in der Stadt." Die Rückkehrer errichteten 1790 einen Erweiterungsbau. (21)

In der Folgezeit ging das Gebäude wieder in den Besitz von Michael Spitzl jun. über. Mangels einer Urkunde kann das genaue Datum nicht genannt werden. Wahrscheinlich war es 1797, denn damals verkaufte der Junior sein Haus in der Friedrich-Ebert-Straße. Am 20.8.1798 hatte er den Tod des Vaters zu beklagen und am 2. Jahrestag trug er auch die Mutter zu Grabe. Die 84jährige Margarethe Spitzl, verwitwete Giglleithner, geborene Pertold, betrauerten auch vier Söhne, die den geistlichen Beruf ergriffen hatten. (22)

Geistliche aus dem Haus

Der Sohn Josef Giglleithner geboren am 28.3.1743 wurde Zisterzienser in Waldsassen, Klostername Pater Leopold, Profeß am 8. Januar 1764 und Priesterweihe am 9. Juni 1770. Er wirkte als Lehrer der Theologie und Philosophie im Kloster, wurde zum Subprior gewählt und war ab 1794 auch Pfarrer in Münchenreuth. Dort blieb er nach der Aufhebung seines Klosters. Nur zu seiner Jubelpriminz fuhr er nach Schwandorf, erkrankte auf der Heimreise und starb am 27. August 1820 in Waldsassen.

Sein Bruder Franz Giglleithner wurde am 4. Oktober 1749 geboren, trat in das Benediktinerkloster Michelfeld ein, legte die Profeß am 10.11.1771 ab und erhielt den Klosternamen Pater Otto. Die Priesterweihe empfing er am 11. März 1775. Kurz nach seiner Wahl zum Prior wurde sein Kloster aufgehoben. Der Todestag ist unbekannt.

Der dritte Bruder Adam Spitzl ist am 11. April 1765 geboren, empfing als Kapuzinerpater Bernhard am 18. September 1789 die Priesterweihe und kam nach der Klosteraufhebung als Sacellan in Guttenthau bei Modersdorf unter. Er starb am 3. Februar 1822.

Der jüngste der geistlichen Brüder, Rupert Franz Spitzl ist am 22. Januar 1766 geboren. Er empfing als Kapuzinerpater Peter am 20. Dezember 1788 die Priesterweihe, wurde 1812 Pfarrer in Burghagel und starb als Benefiziat in Höchstädt am 15. März 1841.

Auch ein Neffe dieser vier Brüder, Josef Friedrich Spitzl, ein Sohn von Michael Spitzl jun., strebte nach dem geistlichen Beruf. Josef Friedrich wurde am 29.12.1783 gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Maria Anna geboren. Die Taufpaten der Kinder waren die Händlersehegatten Maria Anna und Johann Friedrich Walz. Eigentlich wollte Josef Friedrich ein Kapuziner werden, doch die Säkularisation vereiltete diesen Herzenswunsch. Am 27. Juli 1806 wurde er zum Priester geweiht. Die Stationen seines Wirkens waren ab 1824 Pfarrer in March und ab 1832 Pfarrer in Altenthann, wo er am 14.5.1846 verstarb.

Bürgermeister Alois Spitzl

Michael Spitzl zog sich 69jährig aufs Altenteil zurück. Am 28.7.1823 (23) wurde die Übergabe des Färberhauses an den Sohn Alois Spitzl (geb. 12.12.1790) beurkundet. Zwei Monate später führte der neue Besitzer die Bauerstocher Clara Öchsler aus Prissath zum Traualtar. Mit sieben Kindern war diese Ehe gesegnet. 39jährig übernahm Alois Spitzl das Amt des Bürgermeisters (1829-1840). Das Rathaus, von dem aus er die Geschicke der Stadt lenkte, befand sich damals im Hause Marktplatz 28. In seine Amtszeit fielen die Truppendurchmärsche der Bay. Bataillone, die nach Griechenland unterwegs waren. Die Neuordnung des Königreichs Bayern brachte 1839 die Liquidation des gesamten Grundbesitzes. In den Besitzverhandlungen hatte der Bürgermeister die Witwen und unmündigen Kinder zu vertreten. Die Unterschrift des Bürgermeisters Spitzl ist daher in zahlreichen Liquidationsprotokollen (24) zu finden.

Sein eigenes Anwesen wurde beschrieben mit: "Das Spitzlhaus mit realer Färbergerechtigkeit, Wohnhaus mit Keller PlNr. 252 zu 0,18 Dez, Farbhaus mit Stallung, Stadel mit Schupfe, Hofraum mit Brunnen; gerichtsbar zum Landgericht; Dingpfennig zum Rentamt sowie der Kloster reichenbachische Zins sind abgelöst. Ferner ein Grundzins zum Spital. Zum Anwesen gehören 16 Grundstücke in der Schwandorfer Flur, sowie ein Felsenkeller am Berg in der Stadt, ein Anteil an den Kommunbrauhäuser, ein Anteil am Pfleghof, sowie weiterer Besitz in der Steuergemeinde Kronstetten."

Der Tod nahm 1836 Alois Spitzl die Ehefrau. Kurze Zeit später trat er erneut vor den Altar. Diese Trauung ist jedoch nicht in den Schwandorfer Kirchenbüchern verzeichnet. Möglicherweise fand die Trauung beim Bruder Josef Friedrich in Altenthann statt. Die zweite Ehefrau Barbara gebar im Jahre 1838 Zwillinge, die allerdings noch am selben Tag verstarben. Auch den erstgeborenen Sohn mußte der Vater zu Grabe tragen. Es war Peter Rupert Spitzl, der als königlicher Notar in Mainburg sein Leben beschloß (geb. 29.6.1824, gest. 10.5.1873) und in der Heimaterde zur Ruhe gebettet wurde. Im hohen Alter von 85 Jahren verstarb der ehemalige Bürgermeister Alois Spitzl durch Lungenlähmung am 28.5.1876.


Hofansicht

Die letzte Färbergeneration

Das Anwesen hatte Alois Spitzl bereits 1869 an den Sohn Josef Alois Spitzl übergeben. Dieser übte das althergebrachte Handwerk der Färber aus. 1881 wurde das Gebäude mit einem Brandversicherungswert von 10.970 Mark eingeschätzt. Nachdem Josef Alois Spitzl 59jährig starb, erbten seine Geschwister Leopold Georg und Anna. Drei Jahre später verstarb auch seine Schwester Anna Spitzl ohne Leibeserben. Der jetzige Alleineigentümer Leopold Georg Spitzl verkaufte am 8.2.1892 das gesamte Anwesen an die Güterhändler Jakob und Karl Veitl aus Stadtamhof.

Die Veitls zertrümmerten das Anwesen, d. h. sie verkauften sämtliche zum Gebäude gehörenden landwirtschaftlichen Grundstücke einzeln, um einen möglichst großen Gewinn zu erzielen. Das Gebäude wurde ohne weiteren Grundbesitz am 1.7.1892 von dem Bindermeister Josef Schuster und dessen Ehefrau Margarethe geb. Scharf gegen das Haus Nr. F 37 (ein in der Brauerei Schmidt aufgegangenes Gebäude an der Spitzwegstraße) eingetauscht.

Der Neuanfang

Mit dem Geschlecht der Schuster zog nicht nur ein neuer Name, sondern auch ein neues Gewerbe in das Haus. Josef Schuster war in Wackersdorf gebürtig und Sohn des Schneiders Josef Schuster. Sein Verwandter, der Schneidermeister Andreas Schuster, entdeckte im Jahre 1800 beim Brunnengraben die Braunkohle in Wackersdorf.

Am 8.11.1895 erfolgte bereits die nächste Besitzänderung. Eine Erbengemeinschaft, bestehend aus vier Schustergeschwistern, wurde als Eigentümerin vermerkt. Peter Schuster schloß am 2.10.1896 einen Erbauseinandersetzungsvertrag mit den Geschwistern und gleichzeitig einen Ehevertrag mit seiner Braut Anna Bauer aus Unterkonhof. Bereits 11 Tage später trat das Paar vor den Altar. Acht Jahre später ging der Binderwitwer Peter Schuster mit Eleonora Hofstetter, einer Köchin aus Pfreimd, eine zweite Ehe ein. Die Familie bewohnte offenbar das Gebäude nicht alleine. Das Einwohnerverzeichnis von 1912 (25) führt insgesamt 6 Haushaltungen auf. Darunter den Bindermeister Peter Schuster und die Kleidermacherin Ursula Bergmann, die beide in dem Anwesen ihr Gewerbe betrieben. Das Geschäftsadreßbuch von 1930 (26) führt die Möbelhandlung und Schreinerei Josef Schmied und die Näherin Betty Kellner als Gewerbetreibende in diesem Haus auf.

Peter Schusters Tochter Elisabeth, die aus erster Ehe stammte, verheiratete Schwindler, wurde am 30.3.1932 als neue Eigentümerin ins Grundbuch (27) eingetragen. Während der Zeit in der sie das Anwesen ihr Eigentum nannte, vollzog sich ein weiterer Wandel im Gewerbefleiß in diesem Gebäude. Das Adreßbuch von 1955 (28) berichtet vom Malergeschäft Pelikan & Muck; der Sattlerei und Tapeziererwerkstatt Vitus Weingärtner und dem Textilwarengeschäft Karl Müller.

1979 (29) ging das Eigentum an den Großhandelskaufmann Josef Jäger über. Er richtete darin eine Weinstube ein, deren Ruf bis heute noch nicht verhallt ist.

Ringen um ein Denkmal

Nach dem Ende der Weinstube fiel das Gebäude in einen Dornröschenschlaf. Der Zahn der Zeit und blinde Zerstörungswut ließen das einst stolze Haus zu einer Ruine verkommen. Im Jahre 1989 (30) erwarb die Stadtbau Amberg GmbH als Treuhänderin für die Stadt Schwandorf das Anwesen. Danach folgten umfangreiche Bestandsaufnahmen und Sicherungsmaßnahmen. Das Gebäude sollte nach dem Wunsch der Stadt Schwandorf von privater Hand saniert werden. Doch es fand sich kein Investor. 1995 zeigte sich, daß das Gemäuer trotz der erfolgten Sicherungsmaßnahmen weiter verfallen ist, so daß der südliche Teil des Hauses als höchst einsturzgefährdet betrachtet wurde. Am 24.10.1995 faßte der Bauausschuß den Beschluß, das Gebäude abbrechen zu lassen. Dieser Beschluß alarmierte die Denkmalpfleger und ein Kampf gegen die Zeit begann. Um Weihnachten 1995 gipfelte dieses Ringen in einer vom bayerischen Generalkonservator gestarteten Medienkampagne. Es galt, in letzter Minute ein Denkmal für die Nachwelt zu retten.

Am Valentinstag, den 14.2.1996, kam die große Wende. Der Schwandorfer Apotheker Dieter Michel (31) erwarb das Anwesen und wird es fachgerecht sanieren. Im Erdgeschoß sollen wieder gewerbliche Räume entstehen, während die weiteren Stockwerke für Wohnungen vorbehalten sind.

Mit großem finanziellen Aufwand, circa 3,5 Millionen Deutsche Mark, wird das Gebäude gewiß allein schon wegen seiner unberührten spätgotischen Bausubstanz zu einem Schmuckstück unserer Altstadt werden.

1. Mittelbayerische Zeitung vom 1.3.1996
2. Ludwig Th. Weingärtner, Konkordanzliste für die Häuser der Stadt Schwandorf, unveröffentlichtes Manuskript, hier: Ettmannsdorfer Viertel - 75 - C 14 - PlNr. 252 zu 620 m²
3. Mittelbayerische Zeitung vom 12.3.1993
4. Baudokumentation Werkstatt Wüst & Schatz, Fürth
5. Dr. Klitta: Werbetafel im Stadtpark - Hubmannwöhrl
6. Vermessungsamt Schwandorf: Karte 97, 17, 8 hier: Breite Straße 18, Eigentümerin Viktoria Zilch, Nutzung: Bauplatz; Breite Straße 21, Eigentümer Wilhelm Bollwein, Nutzung: Filiale Sparda-Bank
7. Dr. Klitta: Schwandorfs Wahrzeichen, Seite 2
8. Joseph Pesserl: Chronik und Topographie von Schwandorf S. 256
9. wie Nr. 8, Seite 515
10. wie Nr. 8, Seite 561
11. wie Nr. 2, Spitalviertel - 117 - N 10 - Wöhrvorstadt 1 - PlNr. 456
12. Rainer Beck: Unterfinning, Seite 309
13. Glückauf an Naab und Vils
14. Karl Bauer: Regensburg, Seite 349
15. Bisch. Zentralarchiv Regensburg: Matrikel St. Jakob, Schwandorf
16. Archiv St. Jakob: Kirchenrechnungen 1684/85
17. Staatsarchiv Amberg: Grundbuch der Stadt Schwandorf
18. Befunduntersuchung
19. Staatsarchiv Amberg: 1. Lagerbuch der Stadt Schwandorf
20. Staatsarchiv Amberg: Briefprotokolle
21. wie Nr. 18
22. Ries: Verzeichnis der Priester aus der Pfarrei Schwandorf seit dem 30jährigen Kriege, in: Traute Heimat, 7. Jahrgang, 1932, ab Nr. 30
23. Staatsarchiv Amberg
24. Vermessungsamt Schwandorf
25. Stadtarchiv Schwandorf: Alphabetisches Verzeichnis der selbständigen Einwohner der Stadt Schwandorf nach dem Stande vom 1.10.1912
26. Stadtarchiv Schwandorf: Einwohner- und Geschäftsadreßbuch der kreisunmittelbaren Stadt Schwandorf in Bayern, 1930
27. Amtsgericht Schwandorf - Grundbuchamt
28. Stadtarchiv Schwandorf: Adreßbuch der Stadt Schwandorf in Bayern, 1955/56
29. Amtsgericht Schwandorf, Grundbuchamt Band 132 Blatt 2708
30. Mittelbayerische Zeitung vom 24.12.1995
31. Mittelbayerische Zeitung vom 1.3.1996

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