Die Wurzeln der Familie Weingärtner und die damit verbundene Gastwirtstradition
reichen mehr als 500 Jahre zurück.
Bereits im Jahre 1480 wird die Familie hier in Schwandorf erwähnt;
führte den Namen Weinzierl und baute Wein auf den Hängen des
Weinberges an.
Dieses edle Getränk, das nach alten Ratsprotokollen dem Essig
nahe stand, wurde in Straußenwirtschaften, wie sie heute noch in
Franken und im Rheinland üblich sind, verkauft.
Mit Einführung des evangelischen Glaubens in Schwandorf hat die
Familie den Namen in das Deutsche Wort Weingärtner geändert und
bis heute so beibehalten.
Die Kunst des Weinanbaus ging verloren, denn ab ca. 1565 förderte
Kurfürst Ludwig den Hopfenanbau. Die Oberpfalz wurde zu einem Bierland
und der bisher erzeugte Wein als Volksgetränk bedeutungslos. Die Weinberge
verfielen zu Ödungen.
Da die Einkünfte aus der Straußenwirtschaft nicht regelmäßig
flossen, übte die Familie gleichzeitig das Schusterhandwerk aus.
Die Mitglieder der Familie übernahmen verantwortliche Positionen
als Bürgermeister und Ratsherren, so daß sich heute eine Vielzahl
von Urkunden über die Familiengeschichte finden lassen.
Darunter die Baugenehmigung für das Kloster und die Kirche St.
Magdalena, die unser Ahnvater, Johann Weingärtner, mit seinem eigenen
Wappen und als Ratsherr siegelte.
Bei dem Flug durch die Familiengeschichte möchte ich kurz bei
Johann Konrad Weingärtner verweilen, der obwohl er auf seinem Sterbebett
nur auf 40 Lebensjahre zurückblickte, eine besondere Schlüsselrolle
vom Schicksal zugewiesen bekam.
Denn alle heute lebenden Namensträger sind seine Abkömmling.
Die übrigen drei Familienzweige, die sich im Laufe der Jahrhunderte
gebildet hatten, sind durch Erlöschen des Mannesstammes untergeangen.
So die Ettmannsdorfer Linie, die das Schwanenwirtshaus inne hatten;
die Münchshöfener Linie, deren Vermögen durch die letzte
Erbin als Ehefrau des Andreas Eigner in das Eisenwerk Fronberg eingebracht
wurde.
Und die Schwandorfer Metzgersfamilie, nicht zu verwechseln mit meinem
Vater, deren Vermögen durch Ehelichung in den Besitz des Christian
Augustin kam und in den letzten zwei Jochen der Pfarrkirche St. Jakob verbaut
wurde.
Die heutigen Namensträger entstammen der Schwandorfer Schusterfamilie,
ein Handwerk, das ebenso Johann Konrad Weingärtner erlernte.
Er war es, der am 10. Januar 1801 seinen Wohnsitz von der Rathausgasse
6 in das Haus Marktplatz 19 verlegte und es aus dem Besitz der Verwandtschaft
seiner Mutter, einer geborenen Dobmeier, erwarb. Er legte den Grundstein
für die heutige Gaststätte, da er 1812 zu den Gründungsmitgliedern
der Kommunbraugesellschaft gehörte. Im familiären Bereich hat
er sich hervorgehoben, durch Übernahme zahlreicher Patenschaften für
die Kinder der Verwandtschaft. So wurde er z.B.
Namensgeber für seinen Neffen, Konrad Max Kunz; nicht jedoch dessen
Taufpate.
Die Verbindung Schusterhandwerk und Kommunbrauwirtschaft dauerte bis
1915 an. Nachdem der letzte Schustermeister der Familie ein Opfer des 1.
Weltkrieges geworden war, wurde verstärkt die Gaststätte ausgebaut.
In einem dünnen Akt im Städtischen Archiv findet sich eine
Beschreibung der Schankwirtschaft von 1843. Damals umfaßte die
Einrichtung drei Tische mit Stühle, 36 Maß- und 20 halbe
Maßgläser.
Aus einem Rechtsstreit mit dem Tafernenwirten Fischer, Forster, Kleber,
Ziegler und Steiner wissen wir, daß bereits 1896 nicht nur Getränke
gereicht wurden, sondern auch Speisen zum Genusse auf der Stelle.
In den Unterlagen der Communbraugesellschaft ist zu lesen, daß
mein Großvater, Ludwig Weingärtner, gemeinsam mit seinem Cousin,
dem Wagnermeister Josef Groher und seinem Onkel dem Bäckermeister
Johann Beck, sowie dem Schankwirt Josef Mayer während des Krieges
hinweg das Leben im Brauhaus aufrecht erhalten haben. 1921 kochte mein
Großvater dann als allerletzter einen Sud im Brauhaus. Danach
ist die Gesellschaft nur noch - heute würden wir sagen - Vermögensverwaltung
gewesen.
Da sich das Ende der Braugesellschaft bereits vorher abgezeichnet hat,
kaufte mein Großvater seit 1920 von der Brauerei Hubmann und später
von deren Rechtsnachfolgerin der Firma Arco-Bräu Getränke hinzu.
Seit 1925 bot man den durchreisenden Gästen Fremdenzimmer an. Der
kleine Gaststättenraum von 5 x 6 Metern war bald nicht mehr den
Anforderungen gewachsen, so erfolgte 1935 eine erste Vergrößerung.
Der Umbau schaffte Platz für ca. 50 Personen. 1950 eröffnete
meinen Vater Ludwig Weingärtner eine Metzgerei. Vermehrt wurden nun
Mittags und Abends warme Speisen angeboten.
Der Leberkäs, der von meinem Vater hergestellt wurde, hat sich
bis heute im Volksmund bewahrt.
Die Umbauten von 1955 und 1960 brachten sowohl eine Vergrößerung
der Gaststätte auf 100 Sitzplätze als auch eine Steigerung der
Anzahl der Fremdenzimmer mit sich. 1981 erfolgte die bisher letzte größere
Änderung. Der
Beherbergungsbetrieb wurde vollständig aufgegeben und die Gaststättensitzplätze
auf 140 erhöht. Gleichzeitig fand eine
vollständige Renovierung und Modernisierung des gesamten Gebäudes
statt.
Ludwig Th. Weingärtner
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