Lage in der Stadt
Die älteste Ansiedlung der Stadt Schwandorf ist im Kreuzungsbereich der Breite Straße - Ettmannsdorfer Straße und Brauhausstraße zu suchen. Die insgesamt 210 Meter lange Breite Straße erreicht zwischen den beiden Häusern Nummer 18 und 21 ihre größte Breite. Diese Stelle darf als der ursprüngliche Schrannenplatz bezeichnet werden. Er entstand lange bevor ab ca. 1350 der heutige Marktplatz zwischen der Ansiedlung und der Veste errichtet wurde.
Zwischen 1271 und 1285 ist Schwandorf zum Markt geworden. Seit jener Zeit fanden auch regelmäßig Märkte statt. Bis ins 20. Jahrhundert diente die Breite Straße als Handelsplatz insbesondere für Vieh, was ihr im Volksmund auch den Namen "Saugass" einbrachte.
Diese Straße war also bestens geeignet für die Ansiedlung von Handel und Gewerbe jeder Art. In dem Anwesen Nummer 25 siedelten sich Schmiede mit wechselnden Sparten an. Bereits im Jahre 1285 werden in Schwandorf zwei Schmiede genannt. Dabei ist offen, ob es sich hierbei um Schmiede im eigentlichen Sinne handelte oder um Werkstätten für die Eisenverhüttung. Auch lassen sich diesen Betrieben keine Gebäude zuordnen.
Aus der Handwerksordnung von 1577 erfahren wir, daß bereits fünf Hufschmiede in Schwandorf ihr Auskommen fanden. Obwohl uns die Namen der Meister überliefert sind, lassen sich auch hier die Betriebe nur schwer lokalisieren. Es mußten nochmals 100 Jahre ins Land gehen, ehe die ersten schriftlichen Nachrichten vom Anwesen Breite Straße 25 überliefert sind.
Die Kupferschmiede
Am 18.5.1677 tritt der aus Amberg stammende Kupferschmied Johann Müller mit seiner Braut, der Küfnerstochter Anna Mayer, in St. Jakob vor den Traualtar. Diesem Paar läßt sich das Gebäude erstmals zweifelsfrei zuordnen. Da das Elternhaus der Braut das Anwesen Breite Straße 21 ist und der Bräutigam von auswärts stammte, haben die Brautleute das Anwesen wohl im Kaufwege erstanden. Der Vorbesitzer ist uns unbekannt.
Ebenso ist uns weder der Bauherr noch der Architekt bekannt. Am 14. August 1504 sank die Stadt Schwandorf durch den Brand während des Landshuter Erbfolgekrieges in Schutt und Asche. Nur fünf Gebäude haben dieses Unglück überstanden. In der Folgezeit wurden, um die größte Wohnungsnot abzuwenden, wohl Holzgebäude errichtet oder die Reste der Brandstätten notdürftig hergerichtet. Die Kiefernholzbalkendecke zwischen dem Erdgeschoß und dem 1. Obergeschoß im Anwesen Breite Straße 25 läßt sich auf das Jahr 1573 datieren. Da es sich bei dieser Decke um ein wesentliches, tragendes Bauelement handelt, dürfte um diese Zeit das Gebäude in seinen heutigen Ausmaß entstanden sein. Der Raum in der Südostecke des Hauses war ursprünglich mit einem Gewölbe überspannt, in dessen Mitte sich ein Kamin erhob. In diesem Raum dürfen wir die alte Werkstatt vermuten.
Der erste uns bekannte Handwerker in dieser Werkstatt arbeitete als Kupferschmied. Seine Geschicklichkeit war nicht nur bei den Hausfrauen gefragt, für die er Pfannen, Schalen, Töpfe und Kannen herstellte. Die Fähigkeiten wurden auch von den Kommunbrauern, Winzern und Färbern gebraucht. Für sie produzierte er neben den notwendigen Kesseln allerhand Geräte. Und wenn er noch genügend Zeit übrig hatte, konnten mit seiner Fingerfertigkeit allerhand Kunst- und Schmuckgegenstände entstehen. Der Standort an einem belebtem Marktplatz garantierte ihm den notwendigen Absatz.
Nicht nur der Standort selbst, sondern ebenso die Tatsache, daß er als Kupferschmied in Schwandorf ein Monopolist war, garantieren Umsatz und Gewinn. Die Namen verschiedener Kupferschmiede in Schwandorf, die meist wohlhabend waren, sind bekannt. Die Handwerksgerechtigkeit liegt jedoch nicht auf einem besonderen Gebäude. Vielmehr findet man in jeder Generation den Kupferschmied in einem anderen Haus. Im Anwesen Breite Straße 25 blühte das Gewerbe gerade 36 Jahre. Den Ehegatten Johann und Anna Müller wurden insgesamt sieben Kinder geboren. Von den vier Söhnen sind zwei bereits als Kinder verstorben. Nur die Tochter Maria Anna ist in Schwandorf geblieben. Die übrigen vier Kinder haben sich auswärts verheiratet. Die Walz führte einen Sohn sogar bis nach Wien, wo er sich als Kupferschmied niedergelassen hat.
Das neue Handwerk
Am 20.11.1713 trat Maria Anna Müller mit ihrem Bräutigam Johann Joachim Tretter vor den Traualtar. Der Ehemann stammte aus einer Hufschmiedfamilie aus der Regensburger Straße und hat wie seine beiden Brüder das Handwerk vom Vater erlernt. Da nur einer den elterlichen Betrieb übernehmen konnte, mußte er als der mittlere Sohn sich eine eigene Existenz aufbauen. Er kaufte eine Schmiedgerechtigkeit als Lebensgrundlage und die Braut brachte das Haus mit in die Ehe. So ausgestattet konnte der Familiengründung nichts im Wege stehen.
Noch bevor solch eine Schmiedgerechtigkeit erworben werden konnte, mußte sich der Anwärter in die Zunft der Schmiede und Wagner, die in Schwandorf zusammengeschlossen war, aufnehmen lassen und nachweisen, daß er die notwendige Ausbildung besaß. Dazu war es notwendig, daß er von ehelicher Geburt war und mit gutem Leumund als Lehrjunge in die Zunft aufgenommen worden ist. Einen Bürgen benötigte er dann, der ggf. das Lehrgeld bezahlen konnte und es mußte eine Einschreibgebühr in die offene Zunftlade gelegt werden. Nach drei Jahren Lehrzeit konnte der dann wiederum vor offener Zunftlade frei und ledig gesprochen werden und mußte hierzu einen Gulden in die Lade legen. Anschließend konnte der Anwärter als Gesell in die Zunft aufgenommen werden und nur wenn eine Gerechtigkeit durch Tod und mangels Erben frei geworden ist, konnte nun der Gesell den Antrag stellen, als Mitmeister in die Zunft aufgenommen zu werden. Diesem Antrag wurde nur entsprochen, wenn er eine entsprechende Gebühr in die Lade entrichtete und für die übrigen Mitmeister ein Mahl ausgerichtet hat. Nach den noch erhaltenen Aufzeichnungen der Zunft konnte so ein Mahl durchaus zwei Tage andauern.
Eine eigene Zunft für Hufschmiede gab es nicht. Der Beruf wurde als Nebenzweig der Schmiede betrachtet. Zudem war es ein einträgliches Geschäft. Denn damals wie auch heute noch muß das Hufeisen alle paar Wochen gewechselt werden. Grund dafür ist das nachwachsende Horn der Tiere bzw. die Beanspruchung des Eisens. Dabei beschränkt sich das Beschlagen keineswegs auf Pferde. Auch Kühe oder Ochsen, die als Zug- oder Arbeitstiere eingesetzt waren, wurden beschlagen. Und für das Geschäft war es durchaus nützlich, daß man vor dem Haus Viehmärkte abhielt.
So stand der junge Joachim Tretter in Ansehen und wurde als Senator in die Stadtverwaltung gewählt. Bei der Steuerbeschreibung von 1727 taxierte das Anwesen mit einem Wert von 250 fl.. Der Besitz ist beschrieben als ein Haus mit Schmiedgerechtigkeit, dazu eine Werkstatt, Stadel und Stall, Felder und einen Felsenkeller in der Stadt. Jedoch kurz vor Vollendung des 42. Lebensjahres hat der Gevatter Tod dem Schaffen ein Ende gesetzt. Auch mit dem Kindersegen hatte Joachim nur wenig Glück. Den Kindern waren oft nur einige Lebenstage vergönnt. Erst das vierte Kind überlebte. Am Ende der Ehe sind von den insgesamt neun Kindern nur noch drei Töchter am Leben. Die Witwe Maria Anna mußte nun sehen, wie der Betrieb weiter läuft. Nach nur fünf monatiger Trauer heiratete sie am 26.6.1731 den sieben Jahre jüngeren Hufschmied Johann Jakob Mayer aus Eglsee. Mit ihm erlebte sie noch 38 Ehejahre, bis sie 1759 verstarb. Kinder aus dieser zweiten Ehe waren keine vorhanden. Die Töchter der ersten Ehe hatten zwischenzeitlich in namhafte Schwandorfer Familien eingeheiratet. Das Gebäude ging in den Besitz des Witwers Johann Jakob Mayer über.
Ein neues Geschlecht zieht ins Haus
Nur zwei Monate nach dem Tod seiner Ehefrau ist Johann Jakob erneut vor den Traualtar getreten. Die Auserwählte war die Hufschmiedswitwe Magdalena Metz. Die Braut hatte bereits ein schicksalreiches Leben hinter sich. Beim Tode ihres ersten Gatten 1750 war sie gerade mit dem elften Kind schwanger, das sie nur zwei Monate nach dem Ableben des Vaters tot gebar. Einige Kinder waren bereits verstorben, so daß sie für die restlichen sechs Kinder zwischen 5 und 16 Jahren selbst zu sorgen hatte. Dabei stand sie offensichtlich wirtschaftlich auf eigenen Beinen, denn sie konnte es sich leisten, zehn Jahre lang als Witwe für die Kinder zu sorgen. Erst als ihre Sprößlinge ins heiratsfähige Alter kamen, dachte sie selbst an eine neue Ehe.
Diese Ehe Mayer/Metz dauerte allerdings nur drei Jahre. Am 14.8.1763 ist Johann Jakob verstorben. Nun zeigte sich erneut die Wirtschaftskraft von Magdalena. Sie konnte die Erbansprüche der Kinder der ersten Ehe ihres Mannes ausgleichen und sicherte somit das Eigentum an dem Gebäude den Kindern ihrer eigenen ersten Ehe. Anläßlich der Eheschließung ihres jüngsten Sohnes Franz Josef Metz im Jahre 1766 überschrieb sie ihm lastenfrei das Anwesen Breite Straße 25 und ging in den Austrag. Der Besitz bestand aus einem gemauertem Wohnhaus Nr. 76 mit Stallung und einem gemauerten Stadel, dazu die Schmiedgerechtigkeit und Felder.
Für fast hundert Jahre wurde das Gebäude unter dem Begriff "die Metze Hufschmiede" in Stadt und Land bekannt. Maßgeblichen Anteil an diesem Ruf hatte der erste dieses Geschlechtes auf dem Haus, Franz Josef Metz. Er wurde bereits 1788 als äußerer Rat in die Stadtverwaltung gewählt und blieb in dieser Funktion bis zur Reform der Kommunalverfassung. In dieser Eigenschaft mußte er z.B. schon im Vorfeld der Säkularisation im Jahre 1800 das Kirchensilber der Kreuzbergkirche nach Amberg bringen. Als Fuhrlohn erhielt er dafür 1 Gulden.
Am 10.11.1816 durfte er gemeinsam mit seiner Gattin Catharina geb. Schmaz, einer Müllerstochter aus Schwandorf, das seltene Fest der Goldenen Hochzeit feiern. Vierzehn Kindern hat die Ehefrau das Leben geschenkt, darunter auch Zwillinge. Doch nicht jedem dieser kleinen Erdenbürgern war es vergönnt, aus den Windeln zu entwachsen. Neun Kinder haben sie groß gezogen. Die Tochter Anna Barbara hat zudem Geschichte geschrieben, die weit über die Grenzen bekannt ist. Sie heiratete den Türmer in Schwandorf und gebar als fünftes von sechs Kindern den Sohn Konrad Maximilian Kunz. Der spätere Komponist der Bayerischen Staatshymne erlebte die Goldene Hochzeit als vierjähriger und wird gewiß häufig in dem Haus Breite Straße 25 anwesend gewesen sein, wenn er seine Großeltern und später seinen Onkel besuchte.
Bereits 1810 legten Franz Josef und Catharina die Verantwortung für das Geschäft in jüngere Hände. Als neuer Hufschmied übernahm der Sohn Josef mit seiner Ehefrau Barbara geb. Müller, eine Krämers- und Schneiderstochter aus Schwandorf, den Betrieb. Auch Josef und Barbara führten die Schmiede erfolgreich. Sie konnten den landwirtschaftlichen Betrieb erweitern und Josef zählte zu den Gründungsmitgliedern der Communbrauerei. Dies bedeutet, daß neben der Schmiede auch eine Landwirtschaft zur Eigenversorgung geführt wurde. Von Zeit zu Zeit schenkte man zudem im Hause das selbstgebraute Zoiglbier aus. Von der Konkursmasse des Erbpflegers von Quentel konnte Josef einen Anteil am Pfleghof erwerben. Als 1839 eine allgemeine Beschreibung des Grundbesitzes durchgeführt wurde beschrieb man das Anwesen mit "Wohnhaus mit Schmiedstätte, Stadel mit Stallung und Keller, Schupfn, Schweineställe, Hofraum mit Brunnen." Ein Felsenkeller und 16 Grundstücke in der Schwandorfer Flur und weitere in Kronstetten zählten zum Besitz.
1847 ist für Josef die Zeit gekommen, den Betrieb in jüngere Hände zu legen. Aus seiner Ehe waren fünf Kinder hervorgegangen. Nur das Erstgeborene starb eine Woche nach der Geburt. Die anderen vier Kinder haben sich teils in Schwandorf oder auswärts vermählt. Der 30jährige Sohn Franz Josef hat am 23.11.1847 die Ehe mit der Metzgerstochter Theresia Bengler geschlossen. Eine Woche vorher wurde nach altem bayerischem Brauch das Anwesen an die Verlobten übergeben.
Zum dritten und letzen Mal hat ein Franz Josef Metz die Hufschmiede übernommen. Um die Übergabe zu ermöglichen mußte er von der Stadt von der Wanderschaft dispensiert werden. Seine Frau hat ihm zwei Söhne und eine Tochter geboren. Doch das Jahr 1857 sollte eines der dunkelsten in der Geschichte des Hauses werden. Gleich dreimal innerhalb weniger Wochen hat der Tod Einzug gehalten. Franz Josef mußte nacheinander den Vater und zwei seiner eigenen Kinder zu Grabe tragen. Fünf Jahre später verkaufte er das Anwesen an einen entfernten Verwandten und erwarb selbst das Gebäude Marktplatz 1 in Schwandorf. Die Hufschmiede hat er mitverkauft. Im neuen Haus verdiente er den Lebensunterhalt als Kramhändler mit Eisen- und Geschmeidwaren.
Die neue Familie
Die neuen Besitzer des Gebäudes sind die Ehegatten Anton und Elisabeth Dormann. Der Ehemann entstammt dem Anwesen Friedrich-Ebert-Straße 14, wo seine Eltern eine Hufschmiede betrieben. Nach dem Verkauf des Elternhauses erbaute er in der Klosterstraße 28 ein neues Haus. Doch mit dem Neubau wurde er nicht glücklich. Hier betrieb er als Metzger eine Gaststätte, wozu ihm die Stadt eine reale Garkochgerechtigkeit verlieh. Bereits 1863 zog es ihn in das bedeutend größere Anwesen Breite Straße 25 und zu seinem alten Beruf zurück.
Mit fünf seiner bisher acht Kinder ging der Umzug voran. Die Ehefrau war gerade mit dem neunten Kind schwanger, das sie drei Monate später tot gebar. Mit der Gesundheit der Ehefrau stand es nicht zum Besten. 1874 erlag sie 53jährig einem Herzleiden. Der Tod der Ehefrau und Mutter brachte für die gesamte Familie bedeutende Veränderungen. Kurz nacheinander heirateten die großjährigen Töchter. Die älteste von ihnen den Schmiedemeister Heinrich Lanzl aus Nittenau. An das junge Brautpaar wurde 1875 das Anwesen überschrieben. 1876 heiratete der Witwer Anton Dormann die Schmiedswitwe Barbara Rex geb. Seebauer.
Der neue Meister im Haus begann den Betrieb umzugestalten. Zunächst verkaufte er den Anteil am Kommunbrauhaus an seinen Schwager Anton Forster und stellte somit das Bierbrauen ein. Bereits 1877 rückten die Bauarbeiter an, um eine neue Beschlagbrücke zu erbauen. 1881 vergrößerte er die Werkstätte mit einem überwölbten Anbau, versetzte die Feuerstätte und ließ einen neuen Kamin errichten. Der Betrieb war auch bemüht Nachwuchs auszubilden. Einer dieser Lehrlinge, Georg Wopper, konnte 1889 in die Schmiede in Göggelbach einheiraten. Dort wurde er 1906 zum Bürgermeister gewählt und übte dieses Amt 20 Jahre lang aus.
Im familiären Bereich hatten Heinrich und Anna Maria Lanzl ein schweres Schicksal zu tragen. Insgesamt schenkte die Ehefrau 13 Kindern das Leben. Jedoch nur vier von ihnen sind den Windeln entwachsen. Besonders schwere Jahre waren 1878 und 1889. In beiden Jahren sind in nur wenigen Tagen jeweils zwei Kinder verstorben. Noch schlimmer kam es 1893. Heinrich mußte innerhalb von nur vier Wochen zwei Kinder und die Ehefrau zu Grabe tragen.
Nach all diesen Schicksalsschlägen konnte Heinrich 1905 anläßlich der Eheschließung seines Sohnes Anton das Anwesen und den Betrieb an ihn übergeben. Auch diese Generation begann mit Bauarbeiten. 1912 entstand eine neue Streuschupfe mit Abort im Hof. Die Beschlagbrücke stand ebenfalls zur Erneuerung an.
Im Geschäfts- und Adreßbuch von 1913 ist die Schmiede Anton Lanzl nur noch eine von Dreien. Die übrigen Mitbewerber hatten sich spezialisiert oder den Betrieb aufgegeben.
1919 wollte er noch einen Anbau errichten, der jedoch nicht ausgeführt wurde. Zehn Jahre später, 1929, entstand eine Autogarage im Hof. 1933 wagte sich Anton an ein größeres Projekt: Das Hauptgebäude in der Breite Straße sollte um ein Stockwerk erhöht und nach oben mit einem steilen Krüppelwalmdach abgeschlossen werden. Die Gebäudeerhöhung fand jedoch keine Zustimmung. Lediglich der gleichzeitig beantragte Ladeneinbau kam zur Ausführung. Das Dachgebälk war offenbar in einem bedenklichen Zustand. 1936 machte Anton einen erneuten Vorstoß. Diesmal verzichtete er auf einen Stockwerksaufbau. Das Dach sollte lediglich um etwa einen Meter angehoben und die Form des Giebels beibehalten werden. Diesen Plan konnte er dann verwirklichen. 1938 sollten nochmals die Bauarbeiter anrücken. Diesmal wollte der den Laden im Erdgeschoß erweitern und neue Schaufenster einbauen. Offenbar hat die politische Entwicklung dieses Projekt verhindert.
Nachdem Anton den Betrieb durch zwei Kriege und wirtschaftlich schwere Zeiten geführt hatte, stand 1944 erneut ein Inhaberwechsel an. Im Wege der Erbfolge ging das Anwesen auf den Sohn Peter Anton über. Das Geschäft konnte in seiner alten Form nicht weiter geführt werden. Dem Strukturwandel in Wirtschaft und Landwirtschaft mußte Rechenschaft gezollt werden. Es gab nicht mehr so viele Pferde zu beschlagen wie noch zu Vaters Zeiten. Das Adreßbuch von 1955 zeigt die neue Produktpalette auf: Automobile, Auto- und Motorrad-Reparaturwerkstatt, Eisenwaren, Fahrräder, Haus- und Küchengeräte, Landmaschinen und Schmiedearbeiten.
Peter Anton nahm 1949 den Plan erneut auf das Geschäft im Erdgeschoß zu erweitern. Fast unverändert verwirklichte er die Planungen des Vaters. Kaum waren die Bauarbeiter fertig begann er neue Projekte zu Ersinnen: 1951 entstand eine neue Waschküche und Abortanlagen im Hofraum, 1954 erfolgte der An- und Umbau der Werkstätte und 1960 ließ er sämtliche Fenster zur Breite Straße vergrößern.
1965 ist der letzte Schmied in diesem Haus in die Ewigkeit abberufen worden. Das Gebäude ging an eine Erbengemeinschaft. Die Töchter konnten den Betrieb nicht fortführen. Auch die Verpachtung des Unternehmens brachte nicht den gewünschten Erfolg. Langsam sank das Anwesen in einen Dornröschenschlaf.
Im August 1999 rückten erstmals wieder die Bauarbeiter an. Die inzwischen einsturzgefährdeten Nebengebäude wurden abgebrochen. Im Jahre 2001 erwarb der Gastronom Michael Heumann das Anwesen und begann noch im Herbst einen Anbau mit einen neuen Gewölbekeller zu errichten. Nach Fertigstellung und Renovierung des Hauptgebäudes öffnete im April 2002 das Wein- und Speiselokal Hufschmiede seine Pforten.