Kalender für das Jubiläumsjahr 2006

in Zusammenarbeit mit der Stadt Schwandorf, Stadtarchiv und Archiv des Kath. Pfarramts St. Jakob
Texte von Alfred Wolfsteiner und Ludwig Weingärtner

Januar - Marktplatz 3

Der "Gasthof zur Post" (früher "Taverne zum weißen Schwan"), dienste seit 1742 als Poststation und überstand der Überlieferung nach als eines von fünf Gebäuden den Stadtbrand von 1504 unversehrt. Goethe passierte die Station im September 1786 in den frühen Morgenstunden auf seiner "Italienischen Reise". Carl Spitzweg übernachtete hier bei seinem Aufenthalt im Juni 1860.
 

Februar - Marktplatz 8

Seit dem 17. Jahrhundert beherbergte das Haus Marktplatz 8 eine Sattlerei, die stets in der Familie weitervererbt wurde. Der obige nicht realisierte Bauplan von 1911 markiert dennoch einen Wendepunkt im Gewerbefleiß. Ab 1920 bot der Uhrmachermeister Peter Eisenhart seine Waren feil, bis die Verwaltung der Brauerei Schmidt die Räume bezog.
 

März - Marktplatz 12

Die Seilergerechtigkeit bestimmte über Jahrhunderte das Leben im Haus Marktplatz 12. Wegen der Länge der Seile benötigte man viel Platz für die Tätigkeit. Der Seilermeister Beinzer hatte daher einen Haken am Kirchturm und konnte damit bei Bedarf Seile über den ganzen Marktplatz drehen. 1966 ging diese Tradition zu Ende.
 

April - Marktplatz 21

Das Haus Marktplatz 21 war ein "Leuchtenbergisches Beutellehen". Bis zur Bayerischen Einigung 1777, gehörte das Anwesen zu Kur-Bayern, während Schwandorf Teil des Fürstentums Pfalz-Neuburg war. Jeder Besucher des Anwesens betrat daher exterritoriales Gebiet - Ausland.
 

Mai - Marktplatz 10

Bereits 1672 beherbergte das Haus Marktplatz 10 eine Metzgerei. Besitzer sind am Anfang des 19. Jahrhunderts die Fleischhackerehegatten Georg und Anna Bengler. Der Stangl - Metzger ließ am Anfang des 20. Jahrhunderts das Gebäude umbauen und gab ihm mit dem Anbau eines Erkers weitgehend die heutige Gestalt.
 

Juni - Westfront

Die Wohnhäuser des Rotgerbers Karl Berger, des Handelsmannes und Zimmermeisters Leonhard Pürzer, des Glasers und Zinngießers Max Schreiner und des Schuhmachers Anton Dobmeier bildeten Mitte des 19. Jahrhunderts die Fassaden an der Westseite des Marktplatzes. Karl Bergers Haus beherbergte ab 1845 die "Marien - Apotheke", Schwandorfs erste Apotheke, deren Standort 1960 auf die gegenüber liegende Seite des Marktplatzes wechselte.
 

Juli - Marktplatz 8

Die Brauerei des Gründers Wolfgang Schmidt entstand im Jahre 1859 und produzierte an diesem Standort ihr Bier. Der Vorbesitzer Christian Augustin (1797 - 1877) Fleischhacker und Bürgermeister rief zahlreiche wohltätige Stiftungen ins Leben. An den Ehrenbürger erinnert die Augustin-Straße und eine Gedenktafel über dem Hauptportal der Pfarrkirche St. Jakob.
 

August

Das heutige "Zilchhaus" hat eine traditionsreiche Geschichte. Auf diesem Platze standen einst zwei Gebäude. Das zur Rathausstraße hin liegende diente von 1808 bis 1862 als Rathaus. Daneben betrieb Peter Grau seine Metzgerei. Auf der Mitte des Platzes, wo heute der Wochenmarkt stattfindet, stand bis 1808 das imposante Rathaus aus dem 15. Jahrhundert.
Das Glockenspiel des Schwandorfer Künstlers Peter Mayer, das sich auf dem Platz des früheren Rathauses befindet, erinnert mit dem Klang der "Bayernhymne" an den Komponisten Konrad Max Kunz, der 1812 im Blasturm geboren wurde.
 

September  - Marktplatz 17 und 18

Dar Handelsmann Karl Kleindienst und Adam Sierl sind 1820 als Besitzer der Anwesen Marktplatz 18 (unten) und Marktplatz 17 (oben) eingetragen. Um die Jahrhundertwende erfolgte der Umbau der beiden Gebäude. Besitzer waren der Elektrokaufmann Max Prechtl (Nr. 18) und der Schuhmachermeister Karl Götz (Nr. 17).
 

Oktober - Marktplatz 5 und 6

Nach dem Tod des Weißgerbers Konrad Grau teilten seine Kinder Ende des 17. Jahrhunderts das Anwesen in zwei Teile. Noch 150 blühte das Handwerk im heutigen Anwesen der Konditorei Brunner. Konrad Graus Schwiegersohn gründete im nördlichen Teil eine Bäckerei, die bis 1960 Bestand hatte.
 

November - Marktplatz 14

Der in Nittenau geborene Hafnermeister Johann Gebhardt ließ sich im Jahre 1878 in Schwandorf nieder und betrieb hier eine Kachel- und Tongeschirrfabrikation. Sein Sohn erlangte unter dem Künstlernamen Gebhardt - Westerbuchberg als Kunstmaler Berühmtheit. Das Gebäude gehört heute der nach den Gebrüdern Röls benannten "Röls´schen Frühmeß Benefiziums Stiftung".
 

Dezember - Pfarrkirche

St. Jakobus den Älteren ist die um 1400 errichtete Pfarrkirche geweiht. Daher ist Schwandorf heute Station des Jakobusweges. Im Lauf der Jahrhunderte erfolgte mehrfach eine Erweiterung und Umgestaltung des Sakralgebäudes. Manche Pläne wurden allerdings nie verwirklicht, wie der obige Plan aus dem Jahre 1913. Der Murnauer Maler Johann Michael Wittmer schuf 1869 die Altarbilder während seines Aufenthalts in Rom.

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