Im Jahre 1765 ging im Heiligen Römischen Reich die Kunde, daß
in Innsbruck Kaiser Franz I. Stephan
gestorben war. Im Tal der Murach verbreitete sich gleichzeitig die
Kunde, daß Leonhard Albang, Sohn
des Brauers und Wirts von Obermurach, den Stoffelhof gekauft hatte.
Dieser Kauf war möglich, da der bisherige Besitzer Christoph Meller
wegen seiner Schulden das
Anwesen aufgeben mußte. Einen Teil des Hofes konnte Meller zurückbehalten
und baute mit dem
restlichen Geld eine Sölde auf dem Schlott. Ferner behielt er
sich vor, noch bis zum Frühjahr in dem
Haus wohnen bleiben zu dürfen und dann einige Einrichtungsgegenstände
beim Auszug mitzunehmen.
Der 24jährige Leonhard Albang erwarb jedoch nicht nur das Anwesen,
sondern auch die Stiefmutter
des Christoph Meller. Die 75jährige Katharina Meller hatte nämlich
auf dem Hof einen Austrag
beschrieben, den Leonhard zur weiteren Duldung mit übernahm. Sieben
Jahre lang dauerte dieses
Verhältnis, bis Katharina starb.
Etwa zwei Jahre später, am 27. Juni 1767, schlossen Leonhard Albang
und Barbara Merdan, eine
Bauerstochter von Hof, einen Heiratskontrakt. Wegen der vielen Arbeit
auf den Äckern und Wiesen
konnte die kirchliche Trauung erst am 18.1.1768 in der neu erbauten
Pfarrkirche St. Martin in
Niedermurach stattfinden. Georg Alwang, der Bruder des Bräutigams,
der den elterlichen Betrieb
übernommen hatte, legte Zeugnis über die Vermählung
ab. Fünf Jahre später wurde der künftige
Hofnachfolger Simon geboren.
Simon hatte gerade sein 20. Lebensjahr vollendet, als er am 12.2.1793
das Anwesen von seinem Vater
erwarb. Auf 2.500 fl. wurde der Besitz einschließlich Vieh und
Fahrniß geschätzt. Doch bis eine neue
Bäuerin in das Haus ziehen konnte, sollten noch viele Jahre vergehen.
Erst am 3.5.1818 führte der
inzwischen 45jährige Simon Alwang seine 27jährige Braut Margarethe
Eckl, eine Bauerstochter aus
Enzelsberg, zum Traualtar.
Bei der Steuerbeschreibung 1839 wurde das Stoffelanwesen beschrieben
mit: Wohnhaus mit Stallungen,
Stadel, Schupfe, Backofen, Keller und Hofraum. Dazu ein Wurzgarten,
Gras- und Baumgarten, sowie
Äcker, Wiesen, Waldung und das Tradweiherl. Gerichtsbar war der
Besitz zum königlichen
Landgericht, der Zehent mußte an das Rentamt und an die Pfarrei
Niedermurach geleistet werden. Ein
Obereigentum bestand nicht. Bereits im Kaufvertrag von 1757 wurde sein
Vorbesitzer als
Pflegamtsuntertan bezeichnet.
Kurz vor Weihnachten, am 13.12.1852, starb Simon an Wassersucht im
Alter von 79 Jahren. Der am
23.1.1826 geborene Sohn Georg sollte den Betrieb fortführen. Dazu
wurde bereits am 26.11.1852 der
Hof um 2.800 fl. an ihn übertragen. Nun mußte noch eine
neue Bäuerin gefunden werden. In Katharina
Niederalt, die 20jährige Tochter des Ausnahmsbauers Thomas Niederalt
von Niedermurach, fand
Georg die passende Frau, die er bereits am 24.5.1853 zum Traualtar
führte.
Leider verstarb die Ehegattin nur fünf Jahre später. Georg
mußte neben dem Hof nun auch noch seine
beiden Söhne versorgen. Bereits ein Jahr nach dem Tod der Frau
trat der Witwer am 28.1.1859 erneut
vor den Traualtar. Eine entfernte Verwandte, Barbara Alwang, die Brauereibesitzerstochter
aus
Pertolzhofen, war die Auserwählte. Auf mehrfache Bitte der Brautleute
wurde die Hochzeit in der
Filialkirche zu Pertolzhofen gefeiert. Damit die Rechte der Pfarrkirche
St. Martin nicht beschädigt
wurden, entrichtete das Brautpaar das Säckelgeld an sie. In der
zweiten Ehe konnte sich Georg noch an
sieben weiteren Kinder erfreuen, von denen jedoch zwei bereits als
Säuglinge verstarben.
1881 mußte der Dachstuhl über dem Stall erneuert werden.
Während das Wohnhaus unverändert mit
Schindeln bedeckt blieb, erhielt der Stall bereits ein Ziegeldach.
1883 rückten erneut die Bauarbeiter an,
um einen neuen Kamin im Wohnhaus aufzuziehen. Dabei wurde die bisherige
Küche in eine Stube
umgebaut und die Küche in die Wohnstube integriert. Die Gesundheit
Georgs war bereits angeschlagen,
er hatte Probleme mit Asthma, als er 1887 mit 61 Jahren in den Austrag
ging. Damit ebnete er für seinen
Sohn Georg II. den Weg zur Hofübernahme. Der 31jährige führte
noch im selben Jahr Franziska Fuchs,
die Tochter des Bauern Matthias Fuchs aus Schönthan, zum Altar.
Fünf Kinder gingen aus der Ehe
hervor, darunter der 1890 geborene künftige Hoferbe Jakob, sowie
der Sohn Josef und die Töchter
Maria vh. Lottner, Franziska vh. Hutzler und Anna vh. Frey.
Georg und Franziska Alwang führten die Wirtschaft insgesamt 40
Jahre. Im Jahre 1893 begann Georg
den Stall von sieben Meter auf zehn Meter Länge zu erweitern.
Im Anschluß an den neuen Stall wurde
eine Schupfe in Holz aufgerichtet, die die selbe Größe wie
der gesamte Stall aufwies. Bereits 1896
standen die nächsten baulichen Veränderungen an. Gegenüber
dem Wohnhaus wurde eine alte
Streuschupfe unter Verwendung noch brauchbarer Teile neu erbaut. Im
Anschluß daran entstand ein
Schweinestall zur Unterbringung von sieben Schweinen. 1901 mußte
der Backofens vor dem Haus
abgebrochen werden. Ersatzweise entstand gegenüber dem Haus, im
Anschluß an die Schweineställe
ein neuer Backofen. Für diese Baumaßnahme mußte eine
Schupfe weichen. Gleichzeitig erbaute Georg
zwei weitere Schupfen neu. Schwierige Zeiten mußten später
ausgestanden werden. Die Drangsale des
1. Weltkrieges – der Sohn mußte Kriegsdienst leisten - und die
der Weltwirtschaftskrise reichten bis
nach Höflarn.
Als 1928 die Sorge um Haus und Hof in jüngere Hände gelegt
wurde, war dies gleichzeitig der
Aufbruch in eine andere Zeit. Die neuen Besitzer erhielten das Anwesen
am 7. Juli um 20.000
Goldmark. Jakob Alwang und seine Braut Franziska, die Tochter des Bauern
Johann Hartinger aus
Unterkatzbach, schlossen am 7.8.1928 in Niedermurach die Ehe. Neben
Georg III. wurden noch die
Kinder Alois, Katharina vh. Mühlbauer und Franziska vh. Schlund
nacheinander geboren.
1937 wurde das Anwesen in die Erbhofrolle nach dem Reichserbhofgesetz
von 1933 eingetragen. Die
Größe und Leistungsfähigkeit des Betriebs sollte mit
dieser Maßnahme erhalten bleiben. Allerdings
wurde das Gesetz aufgehoben noch bevor der nächste Erbfall eintrat.
Jakob Alwang gehörte
offensichtlich nicht zu den Unterstützern der Machthaber des 3.
Reiches. Denn 1948 wurde er aus der
Mitte des Gemeinderats als Bürgermeister der Gemeinde Nottersdorf
gewählt und 1952 von den
Bürgern der Gemeinde in seinem Amt für weitere vier Jahre
bestätigt. Eine erneute Wiederwahl war
1956 wegen Überschreitung der Altersgrenze nicht mehr möglich.
Sein Tatendrang insbesondere bei der Modernisierung der eigenen Landwirtschaft
war damit nicht
gebremst. Bereits 1954 begannen Bauarbeiten zur Umgestaltung des Wohnhauses.
Drei Jahre dauerten
die Arbeiten um die Räume in Erdgeschoß völlig umzugestalten
und eine neue Treppe und einen Kamin
einzubauen. Erstmals erhielt das Gebäude ein Bad und ein Obergeschoß.
Im ersten Stock entstanden
weitere Wohnräume und über dem angebauten Stall ein Getreideboden.
Der Zugang zum Haus war
damals noch zur ebenen Erde. 1957 erfolgte der Umstieg der Landwirtschaft
von Zugtieren auf einen
Traktor. Bei der Viehzählung 1957 standen 22 Stück Großvieh
und 2 Pferde im Stall. Dies ist
gleichzeitig der Stand mit dem der Betrieb in die Hände der nächsten
Generation überging.
Letztmals erfolgte im April 1959 der Führungswechsel im traditionellen
Stil. Nach altem bayerischem
Brauch lagen die Eigentumsübertragung und die Eheschließung
nur wenige Tage auseinander. Georg III.
und seine Braut Emma Haunersdorfer, eine Bauerstochter aus Tauchersdorf,
übernahmen den Betrieb.
Die Modernisierung, die der Vater begonnen hatte wurde fortgesetzt.
1960 schaffte die Familie einen
VW-Käfer an. 1960 erfolgte der Bau eines neuen Stalles für
drei Kälber, 10 Stück Jungvieh und 9
Stück Großvieh. Auch zwei Pferde fanden hier noch Platz.
Erstmals wurde damit Stall und Wohnhaus
voneinander getrennt. Das Jahr 1970 brachte mit der Flurbereinigung
weitere zukunftsorientierte
Veränderungen mit sich. Der Flächenbestand des Anwesens betrug
27,3 ha. 1972 erfolgte die
Erweiterung eines Schuppens.
Eine jähe Zäsur trat 1984 mit dem Tod von Georg III. ein.
Die drei teils minderjährigen Kinder –
Heidemarie später vh. Spichtinger, Elisabeth und Hubert - konnten
den Betrieb nicht fortführen. Die
Last des Hofes mußte die Witwe alleine tragen. Nach der Volljährigkeit
des Sohnes Hubert, erfolgte am
24.6.1988 der nächste Generationenwechsel.
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft machte auch vor dem Stoffelhof
nicht Halt. Der bisherige
Vollerwerbshof der zuletzt 16 Milchkühe, 12 Mastrinder und 24
Jungtiere zählte, wurde 1991 auf reinen
Feldbau im Nebenerwerb umgestellt. Der Haupterwerb ist im Beruf eines
Mauerers und dazu der
Gewerbebetrieb Gerüstverleih. 1992 mußten die letzten Reste
des Stalles und Getreidebodens beim
Wohnhaus weichen um Platz für einen Gebäudeanbau und Ausbau
einer zweiten Wohnung zu machen.
Nun wurde das Gelände des Hofraumes eingeebnet und es müssen
fortan vier Stufen zum Haus
erstiegen werden. Nach Abschluß der Bauarbeiten zog eine neue
Hausfrau ein. Hubert Alwang führte
1993 Anna Maria Dietl, eine Bauerstochter aus Katzelsried zum Standesamt.
Weitere Veränderungen
im Gebäudebestand erfolgten 1997. Eine hölzerne Scheune wurde
durch einen Massivbau mit Garage
und Freisitz ersetzt.
Derzeit lebt die Familie mit den drei Kindern Martin, Maria und Katharina
und der Oma im Austrag auf
dem Hof.